Objekte aus der Mitgift der Zarentochter
Olga Nikolajevna Romanova, Königin von Württemberg
Olga Nikolajevna
Olga Nikolajevna wurde am 11. September 1822 in Sankt Petersburg als drittes Kind des Zaren Nikolai I. (1796-1855) und seiner Ehefrau Charlotte von Preußen (1798-1860) geboren, welche als Zarin den Namen Alexandra Fjodorowna annahm.
Als Tochter des Zaren erhielt sie den Titel „Großfürstin von Russland“.
Olga verbrachte eine glückliche Jugend, geborgen bei ihrer Familie in Sankt Petersburg und den umliegenden Schlössern.Es wurde allerdings auch bei ihrer doch recht strengen Erziehung großen Wert auf Etikette und ihre Pflichten gelegt.
Die Großfürstin war eine exzellente Malerin, sprach mehrere Sprachen und entwickelte eine große Liebe zur russischen Literatur, vor allem zu Alexander Pushkin’s Werken.
Nach den gescheiterten Verhandlungen um eine Hochzeit mit dem Erzherzog Stephan von Österreich, verlobte Olga sich 1846 in Palermo mit Kronprinz Karl von Württemberg.
Ihre Hochzeit fand wenige Monate später am 13. Juli 1846 unter großer Prachtentfaltung in
Schloss Peterhof bei Sankt Petersburg statt. Im September des gleichen Jahres zog das Kronprinzenpaar unter Jubel der Bevölkerung in Stuttgart ein.
Nach dem Tod seines Vaters, König Wilhelm I., im Jahr 1864 wurden König Karl
und Königin Olga am 12. Juli 1864 inthronisiert.
Durch ihre große gegenseitige Wertschätzung und dem gemeinsamen Interesse an Kunst, Musik und Literatur gelang es ihnen, eine augenscheinlich harmonische Ehe zu führen.
Ihr soziales Engagement brachte Königin Olga große Sympathien in der Bevölkerung ein, noch bis heute tragen soziale und medizinische Institutionen in Stuttgart ihren Namen.
Das kinderlose Paar adoptierte 1870 Wera Konstantinova, die Tochter ihres Bruders Konstantin Nikolajewitsch.
Als König Karl im Jahre 1871 starb, zog Olga nach Friedrichshafen, wo sie am 30. Oktober 1892 ebenfalls verstarb. Das Königspaar wurde in der Gruft des Alten Schlosses beigesetzt.
Petra Durst-Benning schrieb 2009 und 2010 die beiden historischen Romane „Die Zarentochter“ und „Die russische Herzogin“, welche von Olga’s Leben am württembergischen Königshof handeln.
Die Mitgift der Zarentochter Olga Nikolajevna
Die Mitgift umfasste 307 Kisten mit Gold, Silber, Porzellan, Gläsern und Möbeln, welche mit zwei Schlachtschiffen über die Ostsee nach Dordrecht transportiert wurden. Von dort aus ging es per Rhein-Dampfer nach Mannheim, dann mit mehreren Wagen nach Stuttgart.
Um den legendären Reichtum und die Prachtentfaltung der Zarentöchter zu bestätigen, stellte man die Mitgift nach dessen Ankunft in Stuttgart im Neuen Schloss aus, wo sie der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
Das Silberservice im Neo-Rokoko-Stil entsprach der „neuesten sehr schönen und feinen englischen Facon“ und wurde durch ihren Vater, Zar Nikolai I., anlässlich des 18. Geburtstags im Jahr 1840, bei den Hoflieferanten Nicholls & Plincke in Sankt Petersburg in Auftrag gegeben.
Heute finden sich Objekte der prächtigen Mitgift in Museen wie dem Staatlichen Museums-Reservat „Peterhof“ in Sankt Petersburg und dem Landesmusem Württemberg in Stuttgart.
Die meisten Objekte mit dem kyrillischen Besitzermonogramm „ON“ für Olga Nikolajevna unter der Zarenkrone sowie dem, ebenfalls bekrönten, russischen Zarenadler.
Nicholls und Plincke
Nicholls & Plincke
Die Engländer Charles Nicholls und William Plincke, welche 1804 russische Staatsbürger wurden, übernahmen 1815 das von John Pickersgill gegründete Geschäft in Sankt Petersburg. Zwischen 1815 und 1829 firmierten sie als „William Plincke’s English Shop“ und ab 1829 als „Nicholls & Plincke English Shop“.
Die Firma belieferte die russische Aristrokratie und den Zarenhof, in den 1840er Jahren waren Nicholls & Plincke einer der exklusivsten Lieferanten für Silberwaren und Schmuck in Russland. Sie fertigten unter anderem die Weihnachtspräsente für Zar Nikolai I.
Für die Ausführung der Arbeiten zeichnen sich die Silberschmiedemeister Hendrik August Long und Carl Johann Tegelsten, der auch große teile des Mitgift-Services für Olgas Schwester, Alexandra Nikolajevna schuf, aus.
Die ausführenden Silberschmiede
Hendrik August Long
wurde 1797 in Finnland geboren, seine Lehre als Silberschmied absolvierte er 1817 in Sankt Petersburg und wurde dort 1824 Silberschmiedemeister. Long hatte eine eigene Meisterwerkstatt, führte oft Arbeiten für Nicholls und Plincke aus.
Carl Johann Tegelsten
wurde 1798 nahe der Stadt Karis in Finnland geboren. 1817 verließ er Finnland und ging nach Sankt Petersburg, wo er 1821 Silberschmied wurde. 1833 wurde Tegelsten Silberschmiedemeister und eröffnete ein Geschäft in Sankt Petersburg. Er führte viele Arbeiteten für Nicholls und Plincke sowie den Zarenhof direkt aus.